Von Milchmädchen und Finanzkrisen

Der alte Begriff „Milchmädchenrechnung“ ist vielen geläufig, seine Herkunft ist jedoch strittig. Eine Milchmädchenrechnung ist laut Duden eine eine „auf Trugschlüssen oder Illusionen beruhende Rechnung“. Es handelt sich um die Erwartung großartiger Gewinne, deren Erzielung aber auf überzogenen und zweifelhaften Vorstellungen basiert.

Im Börsenjargon spricht man auch von „Milchmädchen-Hausse“. Diese bezeichnet lt. Wikipedia „steigende Börsenkurse, die vor allem durch Käufe wenig informierter Kleinanleger getragen werden und die letzte Phase einer Spekulationsblase anzeigen können“ - man mag sich vielleicht noch gut an die Telekom-Aktien erinnern.

Die Geschichte der Spekulationsblasen beginnt jedoch schon viel früher. Die „Tulpenmanie“, der „Südseeschwindel“ oder das „Lawsche System“ sind nur die bekanntesten, frühen Spekulationsblasen. So kam es 1823 im Zuge einer wirtschaftlichen Depression zu einer weiteren Spekulations- und Gründermanie. 1823 wurde die Unabhängigkeit der süd- und mittelamerika- nischen Staaten anerkannt. Es tauchten in dem Zusammenhang die ausgefallensten Entwürfe für Aktienpapiere auf.

In England kam die Idee einer „Butterkompanie“ für Südamerika auf, da es dort billige Kühe und überaus gute Weiden geben sollte. Schon kurz nachdem die Idee öffentlich wurde, wurde eine Ladung schottischer Milchmädchen auf See geschickt, um in Südamerika Butter zu machen. Doch stellte sich nach Ankunft in Buenos Aires heraus, dass die südamerikanischen Kühe zu wild waren um sie zu melken und die Butter, die dennoch mit Mühe und Not hergestellt werden konnte, auf dem Südamerikanischen Markt keine Abnehmer fand, da die Eingeborenen lieber Öl statt Butter aßen. Zu alledem hielt sich die Butter im warmen Klima nicht.

Nicht nur die Butter zerschmolz im warmen Klima. In kürzester Zeit wurde auch das Kapital der Anleger, welches in England für die Butterkompanie eingezahlt worden war, vernichtet. Dies hatte die „Milchmädchen-Manie“ mit allen anderen vorangegangenen und nachfolgenden Krisen gemeinsam, weshalb der Begriff Milchmädchenrechnung bis heute gebräuchlich ist.

20.12.2018

Janina Döpke, Steuerberater - Dipl. -Bw. (FH)
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